Vom Leben in Industrielandschaften – Strukturen im Wandel.
Werke aus der Sammlung des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst (BLMK)
„Seit dem 19. Jahrhundert lebten die Bewohnerinnen und Bewohner der Lausitz mit und von der Braunkohle. Arbeit, das heißt hier und in vergleichbaren Gegenden Europas: Kohle fördern, Kohle verarbeiten, Kohle nutzen und als Kohlearbeiter gebraucht werden.“
Prof. Dr. Ulrike Liedtke
Präsidentin des Landtages Brandenburg
Vom Braunkohleabbau, seinen positiven und negativen Folgen für die Bewohner der Lausitz, zeichnen die Künstler in und aus der Region ein eindrucksvolles Bild. Das Landesmuseums für moderne Kunst zeigt in der Ausstellung Werke zum Thema aus seiner Sammlung, darunter Malerei, Grafik und Fotografie.
Gerenot Richter, der in den Fördergebieten in der Lausitz viele Handzeichnungen angefertigt und dann später in Berlin mit der Radiernadel grafisch umgesetzt hat, ist in der Ausstellung vertreten.
Wie kam es dazu, dass er dem Braunkohleabbau in seinen Arbeiten so viel Raum schenkte? Zunächst waren es ja nur von ihm begleitete studentische Arbeitseinsätze – sie führten ihnen schon seit etwa 1960 in die Lausitz. Er kam intensiv mit der dortigen Landschaft und dem Tagebaugeschehen in Berührung. Künstler, Studenten und Kohlekumple nahmen einander wahr. Man akzeptierte sich, zeigte Interesse aneinander.
„Es entwickelte sich eine Patenschaftsbeziehung zwischen dem BKK „Glück auf“ in Knappenrode und dem Institut an der Humboldt-Universität Berlin. Die nun jährlich stattfindenden Plainairs in der Lausitz wurden zum festen Bestandteil des Kunsterzieherstudiums … Durch diese Praktika erreichte Richter eine besondere Vertrautheit mit der Landschaft… Vieles war Wiederbegegnung mit Vertrautem und ermöglichte ihm, die in der Zwischenzeit erfolgten Veränderungen der Landschaft wahrzunehmen. Durch den Braunkohleabbau war diese ständigen Bewegungen unterworfen. Straßen veränderten ihren Verlauf, Dörfer wurden weggebaggert, aber auch Neues entstand. Das „Werden und Vergehen“ – sein großes Thema – wurde ihm hier sozusagen real vorgeführt.“
Helmut Müller in seiner Laudatio zur Eröffnung einer Gerenot Richter Ausstellung in der „Galerie Helle Panke“, Berlin 2011
Die Ausstellung im Landtag Brandenburg widmet sich Fragen, die im Spannungsfeld des Wandels von (ökonomisierten) Landschaften und Arbeit als identitätsstiftende Faktoren entstehen. Parallel zur Ausstellung, die am 19. Januar 2022 eröffnet wurde, ist ein umfangreicher Katalog erschienen.
Abbildung: Gerenot Richter: WV II-072 Fossile Braunkohle, 1977