Hommage an Gerenot Richter zum 90.

Datum: 15.04.2016

Werkschau in sechs Kapiteln


Ein Text des Kunstwissenschaftlers Volkhard Böhm

„Werkschau in 6 Kapiteln“ nennen die Veranstalter eine Hommage an den Berliner Grafiker Gerenot Richter anlässlich seines 90. Geburtstages und 25. Todestages im Jahr 2016. Die Ausstellungsreihe wird in sechs Galerien in und um Berlin vom Mai dieses Jahres bis zum April nächsten Jahres gezeigt. Sie folgt keinem chronologischen Prinzip, sondern ist nach Werkgruppen geordnet.

Gerenot Richter, am 5. Dezember 1926 in Dresden geboren, war ein Meister der Radierung. Von 1949 bis 1953 absolvierte er ein Lehrerstudium für Kunsterziehung und Geografie in Dresden, Leipzig und schließlich Berlin. In Berlin, an der Humboldt-Universität, begann er 1955 seine Lehrtätigkeit am Institut für Kunsterziehung, promovierte 1957, 1971 wurde er zum Professor berufen. Zwischenzeitlich, von 1962 bis 1965, studierte er noch an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Kurz nach seiner Emeritierung verstarb der Künstler nach schwerer Erkrankung am 5. Januar 1991 in Berlin.

Richter begann sein Schaffen nicht nur als Druckgrafiker sondern auch als Maler. In seiner Druckgrafik dominierte anfangs die Lithografie, aber schon bald wurde der Tiefdruck in all seinen Spielarten sein eigentliches Metier. Die Zeichnung begleitete sein gesamtes Œuvre. Sein gesamtes Werk, besonders aber die Radierung, ist von einer klaren, detaillierten, realistischen Bildsprache bestimmt.

Jedes Kapitel vermittelt einen Überblick

Vermutlich wird kaum ein Besucher dieser Ausstellungsreihe alle Ausstellungen besuchen können. Da aber zum jeweiligen Schwerpunktthema weitere Werke gezeigt werden, kann schon der Besuch einzelner Ausstellungen einen Überblick über das Gesamtschaffen vermitteln. Richter offenbart sich darin als Erzähler, als Chronist, als Philosoph und manchmal auch als Metaphysiker.

Trotz der Verwendung unterschiedlicher Ausdrucksmittel und Zeiten bilden seine Bilder eine Einheit. Obwohl er in vielen seiner Werke auch im Künstlerisch-Artistischen schwelgt, ist sein Œuvre frei von Stilakrobatik, frei von ideologischem Rationalismus, frei von „avantgardistischem“ Gepränge und auch frei von poetischer Beliebigkeit. Als Naturbeobachter schuf Richter, inspiriert vom Humanismus und einer intellektuellen Künstlerschaft, eine empathische Kunst in Bildern, in denen auch unaufdringlich das Pädagogische eines geistreichen Lehrers mitschwingt. Mit Euphorie und auch Pathos „umarmt“ er das Universum in einer Synthese von Dichtung und Intellekt, in der sich Phantasie und Sachlichkeit durchdringen. Dieser Künstler ist ein Dichter.

Die ausführliche Besprechung der Werkschau unter dem Titel „Werkschau in 6 Kapiteln – Eine Hommage an Gerenot Richter“ von Volkhard Böhm erscheint demnächst in der österreichischen Zeitschrift für Druckgraphik und visuelle Kultur UM:DRUCK.

Abbildung: Gerenot Richter WV II-132 Nach dem Sturm II, 1980