Zwischen 1980 und 1982 schuf Gerenot Richter im Tiefdruckverfahren sechs großformatige Blätter (Farbradierungen auf zwei Platten, Mezzotinto, 43 / 44 x 50 / 51,5 cm) und fasste sie unter dem Namen „Nach dem Sturm“ zusammen. Nach dem Sturm IIA schaffte es nicht in die Folge, erhielt aber den gleichen Titel wie die sechs anderen Werke.
II-131 Nach dem Sturm I
II-132 Nach dem Sturm II
II-140 Nach dem Sturm III
II-141 Nach dem Sturm IV
II-142 Nach dem Sturm V
II-153 Nach dem Sturm VI
Die gesamte Folge sowie einzelne Blätter daraus befinden sich in folgenden Sammlungen:
„Die Folge Nach dem Sturm bezieht sich auf die Sturmkatastrophe von 1980. Während eines Aufenthaltes in Nordhausen sah Richter die entsetzlichen Schäden und Verwüstungen. Er bekannte, dass er seit dem Kriege keine derartige Verheerung erlebt hatte. Eine Fülle von Zeichnungen entstand im Park und in der Umgebung der Stadt.
Schon damals sah er in der Naturkatastrophe ein Gleichnis für die unfassbaren Bedrohungen der Menschheit durch nukleare Rüstungspotentiale u.a.m. Gleich im ersten Blatt der radierten Folge fasste er sein Erlebnis mit einprägsamer Wucht zusammen. Er führte den Betrachter ganz nah an ein Stück verwüsteten Hochwaldes und formte eine Gruppe geknickter und zerspellter Bäume zum gellenden Todesschrei. Schrill leuchten die Wunden der geborstenen Stämme aus dem Bild, und das gesplitterte Holz bildet ein bizarres Kraftfeld, Blitzen am Gewitterhimmel ähnlich.
Gab er hier den Tod einer Gemeinschaft gesunder Bäume wieder, so auf dem letzten Blatt der Folge das Ende eines altersschwachen Baumes. Dort hat er geschildert, wie der Sturm den Veteranen ins Wasser gestoßen hat. Auf dem fünften Blatt sind hingegen entwurzelte Bäume unterschiedlichen Alters zu sehen. Mit den vielen ins Leere greifenden Wurzeln hat Richter hier ein erschütterndes Bild einer Katastrophe geprägt. Die übrigen drei Bilder wirken etwas verhaltener und variieren gleichfalls das Motiv sterbender und gestorbener Bäume. Dabei fasste er die Zugrundegegangenen als Individuen auf.“
Aus: Gisold Lammel, „Meister des Kupferstichs. Gerenot Richter“, Spröda 1997, S. 16/17
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