Auszug aus einem Brief an die Tochter
… unser Praktikum schreitet fort. Die Studenten kommen langsam in Tritt – bis auf die „ewigen Lahmen“, die sowieso auf dem falschen Dampfer sind. Einige haben schon ausgesprochen gut angebissen und einen „echten Leistungszuwachs” erreicht.
Heute haben wir auf den harten Sitzen der schmalspurigen, Schritt fahrenden und laut durch die Wälder fauchenden „Harzquerbahn“ gesessen, um eine Exkursion nach Wernigerode zu machen. Ein verlorener Zeichentag, aber etwas fürs Auge …
Die Wälder sehen wüst aus. Ganze Hügel sind vom Wirbelsturm entblößt. Hundertjährige wurden geknickt wie Streichhölzer. Auf manchen Stücken sieht es aus, wie man sich Schlachtfelder vorstellt oder wie man sie aus Filmen kennt.
Ich habe versucht, einiges zu fotografieren. Ansonsten zeichne ich vorwiegend in diesen Bruchgebieten. Die verwundeten und sterbenden Bäume lassen mich nicht mehr los. Ich werde eine große Folge von Blättern konzipieren. Das Arbeiten im Wald kostet allerdings äußerste Konzentration. Man muss zunächst nur möglichst genau und viel registrieren. Später – der Winter wird dabei draufgehen – werde ich dann davon zehren. Man braucht vor allem Abstand. Gegenwärtig ist das Erlebnis selbst – das ungewöhnliche Formenarsenal – überwältigend.