Typisch Lausitz – 40 Jahre Kunststammlung

Datum: 05.10.2025

Ausstellung vom 15. Juli bis 5. Oktober 2025 in Senftenberg

Bis zum 5. Oktober 2025 konnten Besucher des Museums Schloss und Festung Senftenberg in einer Sonderausstellung das künstlerische Gesicht der Lausitz wiederentdecken – oder erstmals kennenlernen. Zum Abschluss fand am 3. Oktober eine Führung des Kurators Bernd Gork statt. Als langjähriger Begleiter, Berater und Kenner der Sammlung konnte er den Besucher:innen viele interessante Details und auch manche kuriose Begebenheit schildern.

Die Kunstsammlung Lausitz wurde vor 40 Jahren am damaligen Kreismuseum Senftenberg gegründet, heute Musuem des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Insbesondere den bildenden Künstlern Günther Wendt, ehemals der Leiter der Sammlung, und Gerhart Lampa verdankt Senftenberg diesen Schatz an zeitgenössischer Kunst, der in den Jahren des Bestehens der Sammlung kontinuierlich angewachsen ist.

Vielfalt an Stilen und Handschriften

Heute beherbergt die Sammlung in Senftenberg über 2.500 Werke, in der auch so große Namen wie Ernst Barlach, Carl Lohse, Gerhard Richter, Harald Metzkes und Georg Baselitz zu finden sind. Schwerpunkt bilden Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Ölmalerei und Plastik.

Eine Besonderheit: Alle Künstler in der Sammlung wurden entweder in der Lausitz geboren, haben die Lausitz zu ihrer Wahlheimat gemacht, verbrachten wichtige Lebensphasen hier oder kamen immer wieder, um die vielfältige Landschaft und zugleich deren Zerstörung durch die Folgen des Tagebaus zu dokumentieren. Die Kunstsammlung spiegelt eine große Vielfalt an Stilen und künstlerischen Handschriften wider.

Gerenot Richter in der Kunstsammlung Lausitz

Auch über 60 Werke von Gerenot Richter kann die Kunstsammlung Lausitz ihr eigen nennen. 2006 wurde der 1991 verstorbene Künstler mit einer umfangreichen Sonderausstellung in der Galerie am Schloss gewürdigt.

In den regelmäßigen Ausstellungen der Kunstsammlung ist Gerenot Richter in der Regel mit zwei Werken vertreten: Mit seinem meisterhaften Spätwerk WV II-263 Gleichnis III (Eustachius) von 1987 und einem frühen Olbild mit dem Titel Am Stadtrand von Hoyerswerda (siehe Abbildung). Dieses Bild aus dem Jahr 1966 entstand im Ergebnis eines der vielen künstlerischen Praktika von Richter mit seinen Kollegen sowie mit Studierenden seines Instituts. Vorwiegend wurde dabei in der Gegend rund um Hoyerswerda und den Tagebau bei Knappenrode gezeichnet und aquarelliert.

Bei der Sichtung von bisher nicht veröffentlichten Werken aus Gerenot Richters künstlerischem Nachlass für die Übergabe an den Kunstverein Templin e.V. wurde erneut deutlich, welchen Eindruck das Gesicht der Lausitz bei Richter hinterlassen hat. Die Förderung der Braunkohle, dem Tagebau weichende Dörfer und idyllische Landschaften, trostlose Abraumhalden und qualmende Schornsteine, das alles findet sich seit den 60er Jahren in seinen zahlreichen Skizzen, Handzeichnungen, Aquarellen und Gouachen wieder.

Wiederentdeckung von Richters farbigen Arbeiten

Richter hat seine farbigen Arbeiten selbst nicht in sein Werkverzeichnis aufgenommen. Er fühlte sich später vor allem in der Technik der Radierung zu Hause und hat dort zu besonderer Meisterschaft gefunden. Insofern spiegeln die beiden Arbeiten in den regelmäßigen Ausstellungen der Kunstsammlung Lausitz den weiten Weg, den Richter in seiner kurzen Lebenszeit genommen hat.

Zugleich zeigt sich darin sein besonderer künstlerischer Ansatz: Richter blieb dem Gegenständlichen immer treu. Doch er entwickelte eine sehr eigenständige Herangehensweise an seine Motive und Themen und fand hierbei zu einem exzellenten Umgang mit den verschiedenen grafischen Techniken. Das machte Gerenot Richter gleichermaßen zum Außenseiter in der ostdeutschen Kunstszene wie zu einem wichtigen Vorbild für angehende Künstler, die nach einer individuellen Sprache suchten. Dass so viele seiner Schüler:innen, die er als Kunsterzieher:innen ausgebildet hat, später selbst eine künstlerische Laufbahn einschlugen, ist dafür ein deutlicher Beleg.

Unsere Website ermöglicht erstmals einen größeren Einblick in Richters farbige Arbeiten. Dieser ist unvollständig und wird es bleiben. Viele von Richters Arbeiten sind verschwunden oder nach seinem Tod nicht im Besitz seiner Familie verblieben. Leider liegen oft nicht einmal brauchbare Reproduktionen von den Werken vor. Für das Verständnis dieses Künstlers, dessen 100. Geburtstag ab November 2025 mit mehr als einer Handvoll Ausstellungen begangen wird, sind die hier inzwischen versammelten Arbeiten eine interessante und sehenswerte Ergänzung.


Kunstsammlung Lausitz | Museum Schloss und Festung Senftenberg