Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte

Datum: 13.11.1980
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Gedanken von Horst Jähner

Dieser Text wurde erstmals veröffentlich in:
Galerie Carl Blechen | Cottbus
Katalog zur Ausstellung vom 13.12. 1980 bis 15.01.1981

„Was soll es eigentlich heißen, dass ein Maler wie ein anderer malt oder einen anderen Maler imitiert? Was ist Arges dabei? Es ist im Gegenteil etwas Gutes daran. Immer muss man versuchen, einen anderen nachzuahmen. Aber es stellt sich heraus, dass man es gar nicht kann! Man möchte es wohl tun. Man versucht es. Aber es geht immer schief. Und in diesem Augenblick, wo man alles verpatzt, da gerade ist man selbst.“ (Pablo Picasso)


Inwieweit sich Theorie und Praxis im Schaffen eines Künstlers ergänzen oder gegenseitig befruchten können, beweist das Erbe von Generationen und nicht zuletzt auch Geschaffenes aus der Gegenwart. Als Beispiel dafür kann Gerenot Richter angesehen werden.


Von seiner Vorbildung aus wird es verständlich, warum sich dieser Künstler nachhaltig mit der Kunstgeschichte auseinandersetzt, die immer wieder Entdeckungen für ihn bereithält.

So analysiert er Kupferstiche von Schongauer und Dürer, beschäftigt sich mit der Raumauffassung und den Gefühlsprojektionen eines Friedrich, interessierte sich für den Entfremdungseffekt und die Gedankenkopplung der Surrealisten.

Mit gleicher Intensität wird ein gediegenes handwerkliches Können angestrebt, um von hier aus eine fantasievolle eigenständige Gestaltung den schöpferischen Ideen zugrunde legen zu können. Bewusst hat er sich im Interesse dieses Zieles seit einigen Jahren ganz auf die Grafik konzentriert, wobei sich seine Fabulierlust zur Interpretation der Landschaft in der Ätzkunst besonders hingezogen fühlt. Detailfreudig wird durch die Technik jede Einzelheit wertend ausgeschöpft und sorgt zugleich der Spielraum der Fantasie für eine Suggestivität der Mitteilungsform.

Abbildung: Gerenot Richter, WV II-076 Melencolia – Dürers 450. Todestag, 1977, Radierung und Aquatinta, 13 x 18 cm