„Alles verfault, was ohne Wurzeln ist.“ (Jewgeni Jewtuschenko)
II-270 Lichtung
II-271 Grabmal
II-272 Obelisk
II-273 Weidentorsi
II-274 Pflaumenhain
II-276 Dorf
II-277 Weiher
II-278 Feldweg
II-279 Straßenbäume
II-280 Viehweide
Die komplette Folge bzw. einzelne Blätter daraus befinden sich in folgenden Sammlungen:
Gedanken von Helmut Müller
Wie kommt es, dass ein in Berlin lebender Künstler sich mit einer solchen Kontinuität und über einen so langen Zeitraum mit der Landschaft der Lausitz auseinandersetzt? Richter, in Dresden geboren, ist nach seinem Kunsterzieherstudium in Dresden, Leipzig und Berlin am Institut für Kunstpädagogik in Berlin geblieben. Dort hat er zunächst wissenschaftlich gearbeitet, später Studenten künstlerisch-praktisch ausgebildet und wurde 1979 zum Professor berufen. Seit etwa 1960 führten ihn damals übliche studentische Arbeitseinsätze, die gekoppelt wurden mit dem Malen und Zeichnen in der Landschaft, in die Lausitz. Daraus entwickelte sich eine Patenschaftsbeziehung zwischen dem BKK „Glück auf“ in Knappenrode und dem Institut an der Humboldt-Universität Berlin. Die nun jährlich stattfindenden Pleinairs in der Lausitz wurden zum festen Bestandteil des Kunsterzieherstudiums. Ich selbst hatte mehrfach die Gelegenheit, mit Gerenot Richter in der Lausitz unterwegs zu sein: 1979 als Student und dann ab Mitte der 80er Jahre als Kollege.
Durch diese Praktika erreichte Richter eine besondere Vertrautheit mit der Landschaft, er benötigte keine langen Eingewöhnungsphasen, er hatte sich schon in den vorangegangenen Jahren die Landschaft erobert und sich ihre Besonderheiten erschlossen. Vieles war Wiederbegegnung mit Vertrautem und ermöglichte ihm, die in der Zwischenzeit erfolgten Veränderungen der Landschaft wahrzunehmen. Durch den Braunkohleabbau war diese ständigen Bewegungen unterworfen. Straßen veränderten ihren Verlauf, Dörfer wurden weggebaggert, aber auch Neues entstand. Das „Werden und Vergehen“ – sein großes Thema – wurde ihm hier sozusagen real vorgeführt.
Anfangs war es die zeichnerische Eroberung der Tagebaulandschaft, das Erschließen der durch den Braunkohleabbau geprägten Landschaft. Die Ausmaße einer Braunkohlengrube, deren Weite und Größe zeichnerisch zu bewältigen, war (…) immer eine große Herausforderung (…)
Richter erschloss sich zunehmend auch noch andere, eigene Bildthemen: Zunächst werden die Tagebaurandzonen immer interessanter für ihn, dann werden seine Bildausschnitte immer unspektakulärer und er entfernt sich selbst immer mehr von den Braunkohlegruben und sucht nach anderem. Während die Studenten weiterhin, von Jahr zu Jahr von der Herausforderung dieser gigantischen Weiten der Tagebaulandschaft fasziniert werden, entdeckt er noch eine andere Lausitz.
Entnommen aus der Laudatio von Helmut Müller zur Ausstellung 2011 in der Galerie Helle Panke