Leuchte mein Stern …

1973
Leuchte mein Stern leuchte (Selbstporträt)
64 x 45 cm, im orignalen Rahmen
Tempera/Öl auf Hartfaser
nicht verfügbar
Sammlung: Privatbesitz Familie Richter
Ausstellung: 2017: Templin – Galerie im Neuen Rathaus

Ingeborg Richter verwies im Vorfeld einer Ausstellung zum 90. Geburtstag von Gerenot Richter auf diese (seltene ) Werk aus den 1970ern mit Ich-Bezug, (auf) sein Ölgemälde „Leuchte mein Stern, leuchte“.

Vor der Kulisse eines Apfelbaums zeigt es einen fallenden Mann mit aufgerissenem Mund. Drei kleine Skizzen zu dem Bild deuten in leichter schwarzer Federführung dessen leise Abwehrhaltung an. Er läuft, stürzt und bricht, getroffen von einem Schuss aus dem Hinterhalt, an besagtem Apfelbaum zusammen, die rechte Hand über dem Kopf, die linke am Herzen. Die Früchte, wie Kugeln groß, gehen neben ihm zu Boden. Richter verarbeitete ein Filmerlebnis, das ihn stark erschütterte. 1973 hinterließ Alexander Mittas gleichnamige Tragikkomödie in Kreisen der DDR-Intelligenzija tiefe Spuren. Zwar spielt die Handlung des Films zeitlich geografisch in einem anderen Raum, doch dessen Parabel um die Kunst, die Gesellschaft und das Scheitern an ihr wurde von wachen Bürgern als Lehre und einzige Chance begriffen, sein Ich zu bewahren. Vom Film-Trio der „Kulturarbeiter“ aus traditionsbewusstem Maler, Avantgardekünstler und Filmvorführer stirbt der, der sich den wechselnden Mächten nicht unterwirft. Richter sah sich in der Rolle des Bewahrers seiner Überzeugungen, nicht des Seitenwechslers.

Astrid Volpert